Thomas Münzer
Über sein Geburtsdatum ist keine restlose Klarheit vorhanden. Wahrscheinlich wurde er am 20. oder 21. Dezember 1498 in Stolberg geboren, wo er auch die ersten Schuljahre abgeleistet haben wird. Sein Vater soll ein angesehener Bürger gewesen sein, seine Mutter hatte mehrere Geistliche als Verwandte. Die Eltern sind von Stolberg nach Quedlinburg gezogen, wo Münzer höhere Schulklassen besucht hat.
Er ließ sich in Leipzig immatrikulieren . 1512 ging er für kurze Zeit nach Frankfurt a. O. Als Geistlicher musste er sehen, wie er sich sein Brot verdienen konnte. In Halberstadt hatte er eine Meßpründe, in Halle war er geistlicher Lehrer am Gymnasium, in Frohsa bei Aschersleben Probst des Nonnenklosters und im Kloster Beutwitz Beichtvater.
In seiner Freizeit las er nicht nur die Schriften Luthers, seiner Anhänger und Gegner, sondern auch die der Kirchenväter, die Akten der Reformkonzilien, antike Klassiker wie Plato und Plinius und immer wieder die Bibel. Später kannte er sie zum großen Teil auswendig. Um ihretwillen trieb er Griechisch und Hebräisch. Er war damals unzweifelhaft einer der gelehrtesten, fleißigsten und geistig regsamsten Kleriker Norddeutschlands. Sehr zeitig hatte er den Grad eines Doktors erworben.
1519 lernte er in Leipzig Dr. Martin Luther kennen, der ihn der Stadt Zwickau als Prediger empfahl, da er einen guten Eindruck von ihm gewonnen hatte. 1520 wurde nach Zwickau berufen, wo er als erster Pfarrer wirkte. 1521 jedoch musste er die Stadt wieder verlassen, weil er die schwärmerische Sekte der Wiedertäufer unter Niklas Storch verteidigte. Er ging nach Prag. Sein Aufenthalt währte auch hier nicht lange, er mußte auf Grund seiner Predigten fliehen. Er tauchte im Vogtland auf. 1522 weilte er mehrere Monate in Nordhausen. Er nennt sich "nuntius Christi", d.h. "Apostel Christi". Ostern 1523 wurde versuchsweise als Pfarrer in Allstedt angenommen. Diese kleine Stadt wurde eine entscheidende Bastion in Münzers Leben. Hier heiratete er Ottilie von Gersen, eine entlaufene Nonne, die ihm 1524 einen Sohn gebar.
Seine Stellung zu Luther und zu den Fürsten, vor allem zu dem Herzog Johann von Weimar (dem Bruder des Kurfürsten Friedrich des Weisen) bewog ihn, in der Nacht vom 7. zum 8. August heimlich über die Stadtmauer zu steigen und nach der damaligen Reichshauptstadt zu fliehen. Nur einen Monat wirkte Münzer in dieser Stadt, wo er mit dem Revolutionär Pfeiffer einen gefährlichen Aufstand gegen den Rat und den Klerus entfachte. Am 27. September 1524 entfloh er mit Pfeiffer nach Nürnberg. Er wurde jedoch auf Grund einer Anschuldigung Luthers nicht aufgenommen. Er durchstreift nun Elsaß, den Klettgau, den Hegau, den Schwarzwald, die Bodenseegegend und die deutsch-schweizerischen Grenzgebiete. Er tauchte im Volk unter und war trotzdem der Mittelpunkt der schwelenden revolutionären Bauernbewegung von Süddeutschland.
Anfang des Jahres 1525 finden wir ihn wieder in Mühlhausen, wohin er von treuen Anhängern zurückgefufen worden war. Als Heerführer eines Bauernhaufen von ca.8000 Mann wurde er bei Frankenhausen isoliert und vernichtend geschlagen. Verwundet hatte sich Münzer in der Stadt versteckt, war aber entdeckt worden. An Ort und Stelle fand eine furchtbare Folter statt. Darauf hin wurde er seinen ärgsten Feind, dem Grafen Ernst von Mansfeld, nach Heldrungen ausgeliefert. Bis zu seiner Unkenntlichkeit zermartert, wurde er angekleidet, und bei einem Festmahl der Herren ließ man seine Lehren widerrufen. Am 27. Mai wurde Münzer zusammen mit Pfeiffer im Fürstenlager zu Gürmar bei Mühlhausen enthauptet.
Autor: Kurt Knobloch