Genremaler Otto Piltz
Otto Piltz, ein Sohn der Stadt Allstedt
Otto Hermann Piltz wird am 28. Juni 1846 als ältester Sohn des Seifensieders Christian Heinrich Friedrich Piltz (1819-1857) und seiner Ehefrau Johanna Dorothee Charlotte Hildemann (1821-1876) aus Wiehe in Allstedt im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach geboren. Die Familie Piltz ist seit Beginn des 18. Jahrhunderts als Lohgerber in Allstedt ansässig.
Otto Piltz (um 1875) , gemalt von seinem Kollegen Franz Kops (1846-1896)
Nach dem Schulbesuch in Allstedt macht er von 1860 bis 1864 eine Lehre bei dem Dekorationsmaler Schwieder in Halle/Saale. Seine Wanderschaft als Geselle führt ihn bis nach Wien und München.
Er wird vom Militärdienst befreit und kann so von 1866 bis 1871 an der Kunstschule in Weimar Figurenmalerei bei den Professoren Paul Thumann, Bernhard Plockhorst, und Charles Verlat studieren.
Nach Weimar, um als Militärdienstpflichtiger bei dem Großherzoglich. Director des II. Verwaltungsbezirks die Erlaubniß zur Fortsetzung der Ausbildung in seiner Kunst nachzusuchen. Allstedt, den 20 October 1866
Die Polizeiverwaltung (Unterschrift)
Nach Abschluß des Studiums läßt er sich in Weimar als Maler nieder. Er verlegt sich auf das Gebiet der "Genremalerei". Seine Motive findet er im dörflichen und kleinstädtischen Leben Thüringens, Hessens, des Spreewalds und Bayerns, gegen Ende seiner Schaffenszeit auch in Volendam/Holland. Neben diesen Arbeiten erstellt er im Auftrag auch Portraits, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Komposition seiner freien Bilder ist häufig aufgebaut auf einer hervorgehobenen Haupthandlung mit kleineren Nebenhandlungen, die seine Bilder erzählerisch und zuweilen anekdotenhaft machen.
Thüringer Backstube (1874)
Federschleißen an einem Novemberabend im Luisenstift Weimar (1877)
1874 Heirat mit Alma Schilling (1853-1906), Tochter des Oberst Johann Schilling, Träger des "GroÃßherzoglich Sächsischer Hausorden vom weißen Falken".
In den Künstlerkolonien Kleinsassen und Willingshausen hält er sich in den 70er Jahren mehrfach auf, ohne sich diesen Gruppen anzuschließen.
In den Jahren 1879 bis 1884 verbringt er die Sommermonate mit seiner Familie in Cappel bei Marburg und malt dort Bilder in der Kirche und in der alten Schäferei am Glaskopf.
Auf dem ersten Stand, in der Cappeler Kirche (1881)
1882 wird Otto Piltz der Professorentitel der Kunstschule Weimar verliehen, ohne das damit eine Lehrtätigkeit verbunden ist.
Die Konkurrenz unter den vielen in der Kleinstadt Weimar angesiedelten Malern ist groß, dies könnte ihn veranlasst haben, 1886 mit seiner Familie nach Berlin zu ziehen, wo er sich von der schnell wachsenden Hauptstadt des Reiches mit seinem zahlungskräftigen Publikum ein besseres Auskommen verspricht. Auch lebt und arbeitet Adolph von Menzel in Berlin, der Piltz 1878 in einem Brief zu diesem Bild Motivation für sein weiteres Schaffen gibt:
Berlin 17. Mai 78
Lieber Herr Piltz
Und ich kann Ihnen dann auch gestehen daß ich dieses Bild weit über Ihre beiden früheren, die mir bekannt wurden rangire. Dieses zuerst zeigt mir ein künstlerisches Auswählen der Motive; kein mehr nur Zugreifen nach dem Erstenbesten, sondern ein Ausnützen und Verarbeiten all der reizvollen Mannigfaltigkeit, die aus dem In- und Durcheinandertreffen und Getriebe solcher Menge Kinder aus Allerwelts-Eltern gleichsam explodirt. Und wieviel geistreichere Malerei und Farbenensemble! als namentlich das nächstletzte. Wie schmackhaft hier die Erweiterung des Kinderstalls in den zweiten Raum dahinter! Ich würdige übrigens (aus eigenen Versuchen) was es heißen will Kindern auch nur mit Malgedanken- u. Augen, geschweige mit Bleistift oder gar Pinsel auf den Fersen sein. Übrigens - ich wollte keine Kritik schreiben. Genug, mein Glückauf zum Sprung weiter! Der nicht Ihr letzter sein wird. Das Deutsche Vaterland kannts brauchen.
Mit aufrichtiger Hochachtung
Menzel.
Von Berlin aus unternimmt Piltz Ausflüge in den Spreewald, wo er ähnlich wie in Cappel noch unverfälschtes bäuerliches Leben vorfindet, die Menschen ihre Trachten noch wie selbstverständlich tragen.
Vor dem Tanz, Spreewald (1890)
1889 zieht Otto Piltz mit seiner Familie nach München. In München schließt er sich 1893 der Künstlervereinigung "Sezession" an. Otto Piltz beteiligt sich u.a. an den jährlichen Kunstaustellungen in Berlin und München (Glaspalast).
Auszeichnungen erhält er bei der International Exhibition in London 1884 eine Medaille, bei der Jubiläumsausstellung 1886 und der akademischen Jahresaustellung 1889 in Berlin "Ehrenvolle Erwähnungen", und 1904 die goldene Staatsmedaille des Kunstvereins Salzburg.
1893 Umzug nach Pasing bei München. Von hier aus unternimmt er Malausflüge ins nahe Dachauer Moos und mehrwöchige nach Würzburg Indersdorf und ins Kloster Walderbach in der Oberpfalz.
Im Klostergarten, Indersdorf (um 1906)
Auch seiner Thüringischer Heimat bleibt er verbunden. So malt er eine Serie von Bildern, die das Leben in der Buchbinderschen Musikschule im Turm der Bonifazius-Kirche in Sömmerda illustrieren.
Musiklehrlinge in einer Dachkammer bei der Ausübung ihres Berufs (um 1889)
In den Sommermonaten 1907 und 1908 ist er einer der im Hotel Spaander in Volendam/Holland wohnenden und arbeitenden Maler.
Holländerin, Nähend am Fenster (1908/09)
Nach einem Herzinfarkt Ende Juni in Indersdorf und einer folgenden Lungenentzündung stirbt Otto Piltz im 65. Lebensjahr am 20. August 1910 in Pasing.
Eine umfassende Beschreibung seines Lebens und Werkes ist zu finden unter
www.otto-piltz.net.
Mit freundlicher Genemigung und Unterstützung von Herrn Richard Büning