Flugschrift von Thomas Münzer
Wappen- und Erbbuch von 1527
Wappens mit Jahreszahl 1672 im Rathauses
Äußere Geschichte des Amtes Allstedt 1931
Wappen Pfalzgrafschaft Sachsen
Das Allstedter Stadtwappen
Von Helmut Kunert
Es gibt viele verschiedene Meinungen über die Ausführung und Darstellung des Allstedter Stadtwappens. Mit diesem kleinen Artikel möchte ich versuchen etwas Klarheit in diese Diskussion zu bringen.
Es ist schon viel über das Wappen geschrieben worden und es gibt auch verschiedene Bilder desselben. Auf der Suche nach schriftlichen Unterlagen welche eine eindeutige Beschreibung des Allstedter Stadtwappens beinhalten bin ich in unserem Stadtarchiv auf die Akte mit der Bezeichnung; Akten des Gemeindevorstandes zu Allstedt, Ber. Stadtwappen – Landesfarben, Gemeindesiegel, etz. 1899 – 1929 mit der Nummerierung 1 – 104 – Nr. 11 gestoßen. Sie beinhaltet Schriftverkehr mit der damaligen Landesregierung.
Am 3. August 1899 wird er Bezirksdirektor zu Apolda durch das Großherzl. Säch. Staatsministerium, Departement des Äußeren u. Inneren dazu veranlasst: „von sämtlichen Gemeindevorständen seines Bezirkes abdrücke der bei denselben in Gebrauch befindlichen, sowie der früher in Gebrauch befindlich gewesenen Gemeindesigel, Gemeindestempel und Verschlussmarken für Postsendungen pp. Einzufordern und dabei, soweit möglich, die Zeit der Einführung anzugeben und sonstige auf die Entstehung und den Gebrauch der Stempel und Siegel dienliche Auskunft geben zu lassen.“
Die Großherzogliche Bezirksdirektion in Apolda sandte dieses Schreiben in Abschrift an sämtliche Gemeinden, mit der Bemerkung: „Endsprechender Berichterstattung binnen acht Tagen anher einzusenden“.
Nun möchte ich an dieser Stelle das Antwortschreiben des damaligen Bürgermeister Dr. Berger wörtlich wiedergeben, weil es Aufschluss gibt wie das Allstedter Stadtwappen seit Jahrhunderten geführt wurde:
„
Allstedt, den 25.08.1899
Ew. Hochwohlgeborenen gestatte ich mir in Gewissheit der nebenbezeichneten hohen Verfügungen Eingeschlossen je ein Siegel, und Stempelabdruck nebst einer Verschlussmarke gehorsamst zu Überweisen und wie folgt zu Berichten.
Das hiesige Stadtwappen welches einen Wilden Mann, dessen Kopf und Leib mit Einem Kranze aus Eichenlaub umgeben Ist und beiden Händen ein Schild festhält, auf dessen rechter Seite das ehemalige Kaiserpfalz-Wappen auf der linken Seite derselben dass Kursächsische Wappen ausgeprägt ist besteht bereits seit mehreren Jahrhunderten, jedoch kann die Zeit der Einführung des selben… nicht nachgewiesen werden.
Der wilde Mann soll dem Vernehmen nach zum Ausdruck bringen, dass die Niederlassung in der Nähe einer waldigen Gegend sich befindet, wogegen die auf dem Schilde ausgeprägten beiden Wappen, die früheren Herrschaften unter denen die Stadt Allstedt gestanden hat, darstellen sollen.
Die Farben des Stadtwappens sind folgende;
Untergrund: graubraun
Wilde Mann: Kopf, Arm und Leib fleischfarbig
Haar, Bart,: schwarz
Eichenkranz und Kopf, Leib: grün
Schild: rechte Hälfte: goldgelb
Adler: schwarz
Linke Hälfte: oben weiß (silber)
Unten: schwarz
Die beiden kreuzweise übereinander liegenden Schwerter: rot (feurig)
Griff: schwarz:“
Aus diesem Schreiben des Bürgermeister Dr. Berger geht ganz eindeutig hervor wie das Allstedter Stadtwappen auszusehen hat, schwarz gehört unten hin.
Ich möchte hier nun noch einige Darstellungen des Allstedter Stadtwappens folgen lassen:
Die älteste überlieferte Darstellung begegnet uns auf dem Titelblatt der Flugschrift von Thomas Münzer: „Protestation odder empietung…“ vom Sommer 1524.
Die nächste Darstellung finden wir in dem „Wappen- und Erbbuch“ des Amtes Allstedt von 1527. Bei diesem Buch handelt es sich um einen Band von 83 Folioblättern (Staatsarchiv Weimar), welche in braunes Leder gebunden sind und ein genaues Verzeichnis der Einkünfte und Gerechtsame des Kurfürsten in Stadt und Amt Allstedt enthält.
Im Sitzungssaal des Allstedter Rathauses finden wir das nächste Bild unseres Wappens mit der Jahreszahl 1672.
In der oben angeführten Akte aus unserem Stadtarchiv finden wir eine weitere Darstellung unseres Wappens vom 03.01.1901, angefertigt vom Baurat Reichenbächer aus Weimar.
An diesen vier Bildern kann man sehen, dass sich die Darstellung des Wilden Mannes geändert hat. (Blickrichtung, Gesicht, Körper). Über die vergangenen Jahrhunderte hat sich jedoch nicht geändert das schwarz unten ist, seit wann die heutige falsche Darstellung in Gebrauch ist konnte ich leider noch nicht in Erfahrung bringen.
Ein weiteres Wappen,welches aber nichts mit dem Stadtwappen zu tun hat, ist noch für Allstedt interessant, den Kaiser Karl IV. hat in der Goldenen Bulle vom Jahre 1356 die Pfalz Allstedt zur „Pfalzgrafschaft Sachen“ erhoben. „Allstedt war seitdem der Hauptort eines neuen Reichsfürstentums und Mittelpunkt eines besonderen Verwaltungsbezirkes.“ (Dr. F. Facius – Geschichte der Stadtverfassung 1935, E. Hartung, Die äußere Geschichte des Amtes Allstedt 1931)
Quellen
Foto Dom Meißen
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber
Rüdiger Bier
Äußere Geschichte des Amtes Allstedt 1931