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Ortsteil Holdenstedt


Holdenstedt liegt an der östlichen Grenze des Kreises Sangerhausen. Die erste schriftliche Erwähnung erfolgte im Hersfelder Zehntregister um 899 als Holdenstedi. Anhand des Ortsnamens lassen sich heute in etwa die Gründer ermitteln. Orte, mit der Endung stedi = Wohnstätte sollen durch eingewanderte Angeln und Warnen ab Ende des 4. Jahrhunderts gegründet worden sein.
Ausgrabungsfunde belegen sogar, dass die Ortslage und nähere Umgebung schon zur Steinzeit besiedelt wurden.
Holdenstedt ist von alters her ein Bauerndorf um-geben von fruchtbarem Ackerland und Berghängen, die von Obstbäumen und Wein bepflanzt waren. Im Spätmittelalter mussten die Bauern und Unfreien hohe Abgaben an die Klöster in Sittichenbach, Rode, Wimmelburg und Kaltenborn leisten. Letzteres bekam in seiner Gründung um 1120 ganze 8 mansi (Hufen = Hofstellen) und einen Weinberg im Dorf Holdenstedt übereignet.
Bereits seit dem 12 Jahrhundert unterstand Holdenstedt der Gerichtsbarkeit des Schlosses Beyernaumburg Dorthin waren die Holdenstedter ebenfalls abgabepflichtig und mussten Frondienste leisten
Im 18. Jahrhundert hatten sich im Ort viele Berufszünfte niedergelassen. So gab es neben den Bauern vor allem Zimmerleute, Tischler, Schmiede, Stellmacher, aber auch Fleischer, Krämer, Bäcker, Uhrmacher und sogar einen Chirurgen. Im 19. Jahrhundert etablierte sich in Holdenstedt der Braunkohlebergbau und bestimmte lange Zeit. das Leben im Ort. Einige gebürtige Holdenstedter erlangten in den vergangenen Jahrhunderten durch ihr Wirken Berühmtheit. Johann Michelmann war 1632 Bürgermeister der Stadt Sangerhausen und ließ die neue Arche auf dem Markt bauen.
Arnold Theodor Schumann war 1843 Musicus der königlichen Kapelle. Gustav Moritz Schumann war um 1857 Musiklehrer und Pianist in Berlin.
Die erste schriftliche Erwähnung der Kirche, die den Aposteln Petrus und Paulus geweiht ist, stammt aus dem Jahre 1314. Der Name Peter und Paul weist dar-auf hin, dass die Gründung der Kirche auf Bonifatius zurück geht und sie daher schon um einiges älter sein dürfte. 1277 wird für Holdenstedt ein Priester namens Thitmarus erwähnt. Die jetzige Kirche wurde 1785/ 86 völlig neu an der Stelle der baufälligen alten errichtet. Unverändert erhalten geblieben ist nur der spätgotische Turm aus der Zeit um 1500.
Ein besonderer Weihnachtsbrauch war in Holdenstedt lange Jahre in Gebrauch. Bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es in jedem Haus einen sogenannten Engelsstock. Der Engelsstock war eine Art Weihnachtspyramide und erreichte im Schnitt eine Höhe von 1,5 Metern.
Vier bis Fünf verschieden große Reifen wurden dazu mit einem Zwischenabstand übereinander angebracht. Auf den Reifen befanden sich kleine aus Holz geschnitzte Engel mit Kerzenhaltern. Die Reifen wurden mit Tannengrün umwickelt. Auch in der Kirche wurden mehrere Engelsstöcke aufgestellt. Sie waren allerdings 4-5 Metern hoch. Der letzte erhalten gebliebene Engelsstock kann heute jedes Jahr zur Adventszeit bestaunt werden. Unmittelbar neben der Kirche, östlich gelegen, wurde im Jahr 1608 eine Schule gebaut. Sie war eine der ersten Volksschulen und ist die älteste noch in Betrieb befindliche Schule. Heute werden dort die Kinder der 1. bis 4. Klasse aus den Orten Liedersdorf, Beyernaumburg, Othal, Sotterhausen und Holdenstedt unterrichtet. In Holdenstedt sind im ausgehenden 20. Jahrhundert 11 Vereine und eine Interessengemeinschaft tätig und bereichern mit ihren Aktivitäten das örtliche Leben.
Zu einem richtigen Volksfest hat sich der alljährlich auf dem Plan stattfindende Pfingstburschentanz entwickelt.
Über ein solches Fest schrieb bereits 1666 der damalige Pastor Kundmann. Eine Besonderheit des Pfingstburschentanzes ist die Tanzfläche um die Linde. Einmalig in der Umgebung und im Landkreis dürfte auch das Feuerwehrmuseum sein, das 1998 seine Pforten öffnete.
Drei Landwirtschaftsbetriebe, vom ökologischen Landbau bis hin zum großen Tierzuchtbetrieb, haben ihren Standort in Holdenstedt. Hinzu kommen zahlreiche Klein- und Mittelstandsunternehmen und Dienstleistungseinrichtungen, die für den Erhalt vieler Arbeitsplätze im Ort sorgen und zudem das Dorfbild positiv prägen.
Geh- und Wanderwege rund um den Ort sowie Ruheplätze an landschaftlich schönen Flecken bieten Erholungssuchenden ein Naturerlebnis besonderer Art.