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Ortsteil Liedersdorf


Liedersdorf liegt im östlichen Teil des Landkreises Mansfeld-Südharz und ist seit 01.01.2010 durch Eingemeindung ein Ortsteil der Stadt Allstedt. Im Jahre 899 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt, damals im Hersfelder Zehntverzeichnis unter dem Namen Liudoluesdorpf.
Die Nennung in, diesem Zehntverzeichnis bedeutete, dass die Bewohner dem Kloster Hersfeld den zehnten Teil des jährlichen Ertrages abführen mussten. Dass Liedersdorf älter ist, als der erste schriftliche Eintrag belegt, lässt der Ortsname vermuten. So sollen Orte mit den Endungen -dorf, -hausen, -stedt, -furt, -bach und -berg zur zweiten Siedlungsperiode gehören, die kurz nach Ende der Völkerwanderung, also ab dem 5. Jahrhundert begann.
Die Endung -dorf wird als Zusammenkunft bzw. Versammlung von mehreren beisammen wohnenden Freunden, Nachbarn oder Familien/Sippen gedeutet. Die ältere Schreibweise des ersten Teiles des Ortsnamens Liedersdorf, Liudolues oder Ludolf, könnte auf das Oberhaupt eines Stammes oder einer Sippe weisen. Liedersdorf ist ein typisches Bauerndorf, umgeben von fruchtbaren Äckern. Sogenannte Freigüter gab es hier allerdings nicht. Während des Spätmittelalters bis zur Neuzeit stand Liedersdorf unter der Gerichtsherrschaft des Amtes Beyernaumburg, welches die Herren des Schlosses ausübten.
Das Patronat über Kirche, Pfarre und Schule hingegen oblag dem Kloster Rode, ebenso hatte das Kloster Anspruch auf Pflug- und Handdienste, Lehen- und Erbzinsen aus den umfangreichen Besitzungen in Liedersdorf. Als das Kloster Rode 1539 im Zuge der Reformation aufgelöst wurde, ging dessen Vermögen an das Amt Sangerhausen. Später wurde aus Teilen des ehemaligen Klostereigentums das Rittergut Klosterrode gegründet. In diesem Zusammenhang kam das Patronat über Kirche, Pfarre und Schule an die Besitzer des Gutes, die es bis 1935/36 innehatten.
1685 wurde ein Schulhaus errichtet. Ein weiteres folgte 1871, dadurch die Etablierung des Braunkohlebergbaus die Einwohnerzahl auf fast das Doppelte anstieg und sich die Zahl der im Ort lebenden Kinder erhöhte. Mehr als 30 Häuser entstanden neu in dieser Zeit. Umfangreiche Straßenbefestigungsmaßnahmen folgten. Das erste Feuerwehrgerätehaus von dreien entstand 1873. Im vorigen Jahrhundert kamen zwei weitere hinzu, das letzte 1999. Ein besonders schöner Platz wurde am Hechlerbrunnen und am alten Spritzenhaus geschaffen. Im Ort entstanden weiträumige Grünanlagen.
Den Mittelpunkt des Dorfes bildet die Kirche St. Cyriacus. Wann diese gebaut wurde, ist nicht bekannt. Erstmals erwähnt wurde sie 1496 in Zusammenhang mit einer Geldleihe von 200 Gulden an den Rat von Frankenhausen. Das erste Orgelspiel erhielt die Kirche 1705, das zweite 1880. 1876 wurden bei Arbeiten an der nördlichen Empore Bilder mit der Darstellung von Salomo und dem Propheten entdeckt. Diese stammen aus dem 18. Jahrhundert. Ähnliche Bilder sind im Naumburger Dom zu sehen. Geselliges Zusammensein der Einwohner ist nicht nur die Kernbedeutung des Wortes Dorf, wie eingangs dargelegt. In Liedersdorf wird es auch tagtäglich praktiziert.
Waren es bis in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts der Männergesangsverein, der Kriegerverein, die Burschenvereine und der Mädchenverein, die mit ihren Aktivitäten den Lebensrhythmus im Ort nachhaltig bestimmen, so sind es heute die AWO, der Dorfklub, die Freiwillige Feuerwehr und die acht Gewerbetreibenden, die mit ihrem Engagement das Wohnen in Liedersdorf angenehm gestalten. Große und kleine Feste zu jeder Jahreszeit sind zum Markenzeichen der Gemeinde geworden. Ein anderes Merkmal des guten Miteinanders ist die Nachbarschaftshilfe, die hier besonders ausgeprägt ist.